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Karl Abraham

Eine Traumanalyse bei Ovid

Zentralblatt für Psychoanalyse, II, Heft 3, Dezember 1911

Online seit: Samstag 10. Januar 2004

Karl Abraham, Eine Traumanalyse bei Ovid, Zentralblatt für Psychoanalyse, II, Heft 3, Dezember 1911, S. 159-160.

lm dritten Buch der Amores des Ovid (1891-93) findet sich als fünfte Elegie die ausführliche Schilderung eines Traumes. Das Gedicht lautet in der nahezu wortgetreuen und sehr gelungenen Übersetzung von Dr. Alexander Berg wie folgt :

»Nacht war’s, und es verschloß mir der Schlaf die ermüdeten Augen ;
Höre das Traumgesicht, das mich in Schrecken gesetzt.
Reich an Eichen erhob ein Hain sich an sonnigem Hügel,
Und in der Zweige Laub bargen der Vögel sich viel.
Einen grünenden Platz enthielten rasige Matten,
Feucht von den Tropfen des sanft rauschenden Wassers gesprengt.
Unter der Bäume Laub entzog ich selbst mich der Hitze ;
Aber der Bäume Laub wehrte der Hitze doch nicht.
Da stand, blendend weiß, mir eine Kuh vor den Augen,
Kräuter suchend mit buntfarbigen Blumen gemischt ;
Blendender war sie als Schnee, wann eben frisch er gefallen,
Welchen zu Wasser noch nicht hatte geschmolzen die Zeit ;
Blendender war sic als Milch, die weiß von noch rauchendem Schaum ist
Und die das Mutterschaf, eben gemolken, verläßt.
Deren Begleiter war ein Stier, ihr glücklicher Gatte,
Und mit der Gattin vereint drückt’ er das saftige Gras.
Während er daliegt träg und wiederkäute die Kräuter
Und ihn zum zweiten Mal speist die gespeisete Kost,
Schien’s, daß bewältigt vom Schlaf sein hörnertragendes Haupt er
Hin auf die Erde, daß sie’s stützete, habe gestreckt.
Hierher kam, aus der Luft auf leichten Schwingen sich senkend,
Elne Krähe und ließ schwatzend sich nieder im Gras.
Und dreimal grub frech in die Brust der schneeigen Kuh sie
Ihren Schnabel, und weiß war von den Haaren der Mund.
Jene verließ den Ort und den Stier nach längerem Zaudern,
Doch auf der Brust der Kuh ward nun ein schwärzlicher Fleck.
Und als Stiere sie sah, in der Ferne Kräuter sich pflückend -
Fern von ihr pflückten sich Stiere das üppige Kraut -,
Stürzte sie sich dorthin, sich mit jener Herde zu mischen,
Und besuchte die Trift, reicher mit Halmen geschmückt.
Sage mir nun, der du die Traumgesichte der Nacht deut’st,
Was, steckt Wahres darin, dieses Gesicht mir besagt !«
So ich. Und es erhob der Träume Deuter sich also,
Während in seinem Geist jegliches Wort er erwog :
»Jene Hitze, die du durch das Laubdach wolltest vermeiden,
Und die du übel vermiedst, war in der Liebe bei dir ;
Deine Geliebte die Kuh, und die Farbe die der Geliebten ;
Du der Mann und ein Stier als der Genosse der Kuh.
Daß ihr die Krähe die Brust mit spitzem Schnabel durchbohrte,
Sagt, der Gebieterin Herz regte die Kupplerin auf.
Daß von dem Stiere die Kuh nach langem Zaudern sich trennte,
Heißt, in dem ledigen Bett wirst du verlassen dich sehn.
Vorn an der Brust der Fleck, der bläulich schwarze, bedeutet,
Daß ihr der Buhlerei Makel beflecket die Brust.«
Also der Deuter ; mir wich das Blut aus dem eisigen Antlitz,
Und von finsterer Nacht wurden die Augen bedeckt.

Die in dem Gedicht gegebene Deutung des Traumes ist - im Sinne unserer wissenschaftlichen Traumanalyse - unvollständig. Besonders wird die Tendenz des Traumes (Wunscherfüllung) nicht ersichtlich. An dem symbolischen Gehalt der ersten sechs Verse (Hügel, Hain, Vögel, Wasser) geht der Traumdeuter achtlos vorüber. lm übrigen aber erkennt er den Sinn der Symbole so vollkommen, daß sich eine frappante Übereinstimmung mit unseren heutigen Auffassungen ergibt.

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